Walter-Jacobsen-Preis
DVPB verleiht Walter-Jacobsen-Preis
Die Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) vergibt im Rahmen des Bundeskongress Politische Bildung 2015 den Walter-Jacobsen-Preis in den Kategorien „Innovation“, „Promotion“ und „Schatzkiste“.
Die DVPB verwaltet seit 1976 den „Forschungsfonds Psychologie der politischen Bildungsarbeit“ im Sinne seines verstorbenen Anregers und Sinnstifters Dr. Walter Jacobsen.
Der Fonds dient dem Zweck, notwendige psychologische Forschungsarbeiten der Politischen Bildung zu initiieren und ihre Durchführung zu unterstützen. Dabei ist folgende Leitfrage maßgeblich: Wie kann erreicht werden, dass sich Jugendliche zu selbständigen Persönlichkeiten mit politischer Urteilskraft entwickeln und in erhöhtem Maße bereit sind, sich in Staat und Gesellschaft verantwortlich und engagiert einzusetzen?
Im Rahmen der Preisverleihung werden in der Kategorie „Innovation“ eine bedeutsame Forschungsleistung, in der Kategorie „Promotion“ eine herausragende Dissertation und in der Kategorie „Schatzkiste“ eine anwendungsbezogene Studie honoriert. Die Auszeichnungen sind mit 1.500 €(Innovation), 1.000 €(Promotion) und 500 €(Schatzkiste) dotiert.
Preisträgerinnen 2024
Im Jahr 2024 wurden Dr. Gesine Bade und Dr. Lara Kierot ausgezeichnet. Prof. Dr. Dirk Lange verlieh die Auszeichnung an Frau Bade und begründete die Wahl in seiner Laudatio u.a. wie folgt:
„Mit ihre Studie untersucht Frau Bade die Politische Bildung mit Kindern an Grundschulen. Im Rahmen der erkenntnisreichen Forschungsstudie zeigt Gesine Bade u.a. fachliche Defizite auf. So sind wissenschaftliche Fachkonzepte Politischer Bildung bei den befragten Sachunterrichtslehrkräften größtenteils unbekannt. Weiterhin wird hervorgebracht, dass die Lehrkräfte politische, komplexe Sachverhalte den Grundschüler*innen nicht zutrauen, da sie deren Wissen, Interessen und Kompetenzen in politischen / sozialwissenschaftlichen Themenbereichen als unzureichend bewerten. Zudem werde mit demokratiepädagogischen Ansätzen, wie der Klassensprecher*innenwahl, dem Klassenrat oder Abstimmungs- und Entscheidungsverfahren zwar versucht, den Schüler*innen demokratische Erfahrungen zu ermöglichen, diese Verfahren und ihre zugrundeliegenden Prinzipien würden jedoch nicht als Unterrichtsgegenstand thematisiert. Von der Recherche der historischen Genese der politischen Bildung im Sachunterricht der BRD, über die erhobenen Vorstellungen der Lehrkräfte bis zu aktuellen Desideraten in der Aus- und Weiterbildung der Fachdidaktik des Sachunterrichts – diese Forschungsarbeit von Frau Bade ist ungemein wertvoll für die politische Bildung im Sachunterricht der Grundschulen!“
Prof. Dr. Sibylle Reinhardt hielt die Laudatio für Dr. Lara Kierot und begründet die Entscheidung wie folgt:
„Lara Kierot interessiert sich insbesondere für die Ausbildung angehender Lehrkräfte für Politische Bildung. In diesem Rahmen hat sie zwei empirische Studien – eine explorative Fragebogenstudie und eine problemzentrierten Interviewstudie – mit Lehramtsstudierenden durchgeführt. Sie beschäftigt sich hierbei mit subjektiven Vorstellungen und damit verknüpften Sinnbildungen der Studierenden und formuliert darauf bezogen didaktische Impulse für die Auseinandersetzung mit Rassismus als Lehr- und Lerngegenstand der Politischen Bildung. Die Forschungsarbeit von Lara Kierot ist methodisch sehr sorgfältig und allumfassend angelegt. Die Autorin setzt sich kritisch und selbstreflexiv mit der Thematik, den theoretischen Bezügen und politikdidaktischen Handlungsmöglichkeiten auseinander. Ausgehend von der Analyse subjektiver Vorstellungen von Rassismus aus Perspektive Lehramtsstudierender erarbeitet sie didaktische Impulse für die künftige zielgruppenspezifische Auseinandersetzung mit Rassismus in der Politischen Bildung.“
Weitere Preisträger*innen der letzten Jahre
2021
A) Praxis: Konzeptwerk Neue Ökonomie
Auszeichnung für Bildungsmaterialien und -methoden, wie „Endlich Wachstum!“, „Zukunft für alle“ usw. (https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/materialien/bildungsmethoden/)
Starker Transferansatz, umfassende Arbeit in die Praxis hinein. Konkrete Methodenvorschläge und didaktische Ansätze / konkrete Didaktik. Innovative Verbindung von Wirtschaft und Nachhaltigkeit und Bezug zu konkreter Bildung. Organisationsform. Netzwerkarbeit, die Uni und Schule und außerschulischen Partnern und Sozialen Bewegungen verbindet.
B) Dissertation: May Jehle: Politische Bildung und Erziehung im Unterricht. Kontrastive Fallstudien anhand von Videoaufzeichnungen politischen Fachunterrichts in Ost-, West- und Gesamtberlin von 1978 bis 1993
Innovative Fragestellung, Thema und methodisches Forschungssetting. Spannungsverhältnis zwischen Erziehung und Bildung im politischen Fachunterricht. Konkreter Blick auf den Unterricht. Kritischer Blick auf Staatsbürgerkunde und das Verhältnis von Erziehung und Bildung. Analyse von Unterricht in der Tradition von Kuhn, Massing, Grammes. Die Arbeit sticht methodisch heraus, ebenso historische Vergleiche, politischer Unterricht im Systemvergleich. Zentrale Arbeit für die Geschichte der PB.
C) Innovation: Karim Fereidooni und Werner Friedrichs (Der Preis soll geteilt werden.)
– Karim Fereidooni für die Verankerung von Rassismuskritik im Diskurs der pB, was bisher ein blinder Fleck war.
– Werner Friedrichs für die Fruchtbarmachung neuer Theorien (Neuer Materialismus) für die politische Bildung. Werner Friedrichs arbeitet die Diagnose des Anthropozän auf und entwickelt ein neues Bildungsverständnis. Zudem werden neue Verfahren und Methoden für politische Bildung entwickelt und es findet eine Verschränkung mit kultureller Bildung in innovativen Projekten statt.
2018
Prof. Dr. Alexander Wohnig
Dr. Christian Fischer
Nina Eichelsbacher
2015
In der Kategorie „Innovation“ werden Prof. Dr. Andreas Eis und Dr. David Salomon für die Aktualisierung von Fragestellungen einer kritisch-emanzipatorischen Politikdidaktik gewürdigt.
- Der Preis in der Kategorie „Promotion“ wird geteilt und je zur Hälfte für die Dissertationen von Dr. Sabine Achour „Bürger muslimischen Glaubens – Politische Bildung im Kontext von Migration, Integration und Islam“ und Dr. Susann Gessner „Politikunterricht als Möglichkeitsraum – Perspektiven auf schulische politische Bildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ vergeben.
- In der Kategorie „Schatzkiste“ wird die Zweite Staatsexamensarbeit „Concept Maps als diagnostisches Instrument – exemplarisch untersucht in einem 9. Jahrgang am Gymnasium im Fach Politik / Wirtschaft“ von Jessica Schattschneider gewürdigt.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des Bundeskongress Politische Bildung 2015 am 20.03.15 um 19.30 Uhr im Audimax (Gebäude LA) der Universität Duisburg-Essen statt.