Dass an die Politische Bildung immer wieder Erwartungen gestellt wurden, als Feuerwehr gegen radikale und extremistische politische Entwicklungen vorzugehen, hat ihr fachliches Selbstverständnis zunächst maßgeblich mit geprägt. So stand etwa die Gründung der Bundeszentrale für politische Bildung 1952 unter dem Vorzeichen eines „erzieherischen Verfassungsschutzes“. Und auch die flächendeckende Einführung des politischen Unterrichts in Gymnasien mit der Saarbrücker Rahmenvereinbarung (1960) ist maßgeblich durch Hakenkreuzschmierereien Ende der 1950er-Jahre angestoßen worden. Seither hat sich die politische Bildung in vielen kontroversen Debatten und diskursiv entwickelten Leitbildern, mit eigenen Lehrstühlen und einer reichen Publikationslandschaft zunehmend professionalisiert.
In den vergangenen Jahren sind die Begrifflichkeiten der 1950er-Jahre aber wieder in die politischen zurückgekehrt. Dazu gehören Ideen fur ein (wehrhaftes) Demokratiefördergesetz auf Bundes- und Landesebene wie auch die Forderung an die Politische Bildung, sich zu der in den 1950er-Jahren im Zuge von zwei Parteiverbotsverfahren vom Bundesverfassungsgericht definierten „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ zu bekennen und dieses Bekenntnis auch schriftlich gegenüber Fördergebern zu bestätigen.
Als größter Dachverband der Politischen Bildung in Deutschland sieht sich die Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) verpflichtet, diese Entwicklungen kritisch zu begleiten und den Diskurs dazu anzuregen.
Alle Informationen sowie das Anmeldeportal finden Sie hier: https://akademie-hofgeismar.de/veranstaltung/dvpb-politische-bildung-autoritaere-versuchungen/
Das Programm der Herbsttagung
Donnerstag, 21. November
16.00 Uhr
Begrüßung und Eröffnung
Die verrechtlichte Profession – Politische Bildung zwischen Verfassungsauftrag und Pädagogik?
Michael May im Gespräch mit Martina Tschirner
Demokratiebildung und Lehrerprofessionalität: Haltung als Leitidee und Herausforderung
Susann Gessner
Philipp Klingler
Maria Schneider
18.30 Uhr
Abendessen im Anschluss Informelles Beisammensein
Freitag, 22. November 2024
Ab 7.30 Uhr
Frühstück
9.00 Uhr
Forschungsprojekt PRÄViS: Passung außerschulischer Angebote der Radikalisierungsprävention mit den Bedarfen der Unterstützung in Schulen
Gudrun Heinrich
Alexandra Gericke
Nils Zenker
10.00 Uhr
Gefährdete Demokratie?
moderiert durch Andrea Szukala
Demokratie ohne arbeitenden demos? Kritische Demokratiebildung gegen autoritäre Versuchungen
Sascha Regier
Von der Reaktion zur Kuration: Politische Bildung unter polarisierten Ungewissheitsbedingungen
Christian Mühleis
Entdemokratisierung im Namen der Demokratie. Postliberaler Rassismus und Versicherheitlichung politischer Bildung
Malte Kleinschmidt
12.30 Uhr
Mittagessen und Pause
13.30 Uhr
Wehrhafte Demokratie
Wehrhafte Demokratie!? In der Schule Grenzen staatlicher Toleranz im liberalen Rechtsstaat kontrovers diskutieren
Georg Lauss
Parallele Projektvorstellung: Demokratisch in der Postdemokratie – gesellschaftliche Teilhabe voneinander lernen
Tabea Müller
Anna Fuchs
Sophia Schmidt
14.30 Uhr
Der 7. Oktober 2024 und die Folgen
moderiert durch Gudrun Heinrich
Der Krieg in Gaza. Herausforderung für das Klassenzimmer zwischen Kritik und Antisemitismus
Philipp Mittnik
Der 7.10. und dessen Folgen – Deutungen von Schüler*innen im Unterricht ersetzen, verändern, ergänzen?
Konstantin Rosenberger
16.00 Uhr
Kaffeepause mit Kuchen
16.30 Uhr
Kulturelle Bildung als politische Bildung
moderiert durch Benedikt Widmaier
Musik für die innere Sicherheit? Demokratiebildung in der außerschulischen Musikpädagogik
Dominik Feldmann
Kulturelle Bildung in Zeiten autoritärer Versuchungen. Versäumnisse und Notwendigkeiten eines erweiterten Kritikbegriffs für die kulturelle Bildung
Nils Zimmer
18.00 Uhr
Abendessen im Anschluss Abendprogramm / informelles Beisammensein
Samstag, 23. November 2024
Ab 7.30 Uhr
Frühstück
9.00 Uhr
Politik der politischen Bildung
moderiert durch Alexander Wohnig
Vom Kummerkasten zum Werkzeugkoffer: Über die Rolle von Verbänden für die Stärkung von Lehrkräften (vor Landtagswahlen)
Ilka Maria Hameister
Politisierung eines Großvorhabens der politischen Bildung: Das Demokratiefördergesetz in der medialen Darstellung (2016-2024)
Brian Miehle
Andrea Szukala
Auf zu neuen Ufern oder gemeinsam gegen den Strom schwimmen? Mobile Beratung und Politische Bildung in Zeiten autoritärer Zuspitzungen
Sarah Fey
Heiko Klare
11.30 Uhr
Resümée und Abschluss
12.00 Uhr
Mittagessen
Anschließend für delegierte Mitglieder der DVPB:
13.00 Uhr
Delegiertenversammlung der DVPB
16.00 Uhr
Verabschiedung, Ende der Veranstaltung